Freitag, 1. März 2024

Grundkurs Linux Terminal - Teil 5

Grundkurs Linux Terminal - Teil 5

Hier nun (etwas verspätet) der abschließende 5. Teil des "Grundkurs Linux Terminal" auf meinem Blog openyourlinux.de für alle Linux-Neulinge und Einsteiger. Heute etwas weniger Befehle, dafür mehr Anwendungen im Terminal.

Ja, es gibt auch Anwendungen die direkt im Terminal bzw. der Konsole funktionieren. Einige will ich hier kurz erwähnen, damit man weiß wofür diese Programme da sind. Jedenfalls wird einem damit klar, dass ein Linux-System auch vollkommen ohne grafischen Desktop bedient werden kann. Wer schon etwas älterer Generation ist, der kann sich vielleicht noch an Tempest, PC-Tools, oder eventuell auch noch an das Russen-DOS PTS-DOS erinnern? All diese Anwendungen stellten damals dem "langweiligen" Kommandozeilen-Betriebssystem DOS grafische Oberflächen zur Verfügung, mit denen es sich bequemer handhaben ließ. Doch nun zurück zu Linux Mint.

Gibt es einen Zweifenster-Dateimanager in der Konsole? Midnight Commander heißt hier das Stichwort. Ich glaube, ich hatte es irgendwo schon einmal erwähnt, jedenfalls ist der Midnight Commander (ähnlich dem damaligen Norton Commander) die erste Wahl im Linux-Terminal. Durch die praktische Zweifenster-Technik lässt sich damit gut arbeiten. So kann man z.B. auf der linken Seite eine gewünschte Quelle und auf der rechten Seite den Zielordner anzeigen. Links wählt man die gewünschte Datei aus und mittels eines Befehls (über die F-Tasten) kann man diese in das Ziel (rechte Seite) kopieren oder verschieben. Über die Menüzeile kommt man zu vielen weiteren Befehlen und auch Einstellungen. Will man Informationen über die gerade ausgewählte Datei links, dann kann man auf der rechten Seite über das Menü Rechts Info aktivieren. Dadurch bekommt man alle möglichen Werte, wie z.B. Eigentümer, Rechte, Dateigröße, Änderungsdatum, usw., angezeigt. Midnight Commander lässt sich auch optisch anpassen, kann FTP-Verbindungen herstellen, kann Dateirechte verändern, öffnet Ansichten zum Anzeigen oder Bearbeiten, kann Dateilisten nach Filtern anzeigen und noch vieles mehr. Das Programm kann über ein apt install mc installiert werden. Die umfangreiche Manpage (man mc) steht leider nur in englischer Sprache zur Verfügung.

Kann man Internetseiten über ein Terminal anzeigen? Ja, es gibt einige Browser für die Konsole. Es handelt sich dabei meist um Textbrowser. Einer der ältesten ist wohl Lynx. Ich habe früher (und heute einmal) w3m ausprobiert. Auch dieser stellt Internetseiten als reinen Text dar. Es fühlt sich ein bisschen wie BTX - also Bildschirmtext an. Wer es gern ausprobieren möchte führt ein apt install w3m aus, um das Programm zu installieren. Den Browser startet man mittels w3m plus der gewünschten Internetseite. Als Beispiel w3m openyourlinux.de öffnet meinen Blog und ihr könnt ihn so ganz bequem lesen. Mittels der Cursor-Tasten wählt man die gewünschten Links und Enter öffnet diese. Will man wieder zurück hilft die Taste F2 und um w3m zu beenden drückt man Taste Q und bejaht die Frage ob man beenden will mit Y. Auch Downloads funktionieren und landen im Heimat-Ordner. Das neuste Programm, von welchem ich hörte, heißt Carbonyl und soll ein vollwertiger, grafischer Browser fürs Terminal sein. In diesem sollen sogar Videos in geschwächter Qualität abgespielt werden können. 

Wie komme ich an meine E-Mails? Auch für solche Aufgaben gibt es verschiedene Programme in der Konsole. Hervorheben muss ich Alpine, aber auch NeoMutt und das gute alte Mutt sind brauchbar. Mutt habe ich mir dazu einmal angeschaut und kurz ausprobiert. Ein apt install mutt bringt den E-Mail Klienten auf den heimischen PC. Gestartet wird Mutt einfach über den Aufruf mutt im Terminal. Nach dem ersten Start will Mutt einen neuen Mail-Ordner anlegen. Das kann man bejahen. Doch ist für Mutt noch kein Postfach eingerichtet. Das erledigt man, indem man im eigenen Home-Ordner ein neues, verstecktes Verzeichnis mit Namen .mutt erstellt und in diesem Ordner die Konfigurationsdatei muttrc anlegt. In diese Textdatei kommen alle wichtigen Parameter, die man für seine Mailkonten benötigt. Für eine erste, einfache Konfiguration verweise ich mal auf diese Adresse, denn da hab ich meine Infos dazu her. Bei Fehlermeldungen, seitens des Programms, findet man teilweise Erklärungen bei seinem Mailprovider, in dessen Hilfe-Seiten. Wichtig ist die richtige Schreibweise bei z.B. SMTP bzw. IMAP -Server-Adresse. Gibt man in der Konfigurationsdatei kein Passwort an, so fragt Mutt ganz automatisch beim Start oder Versand nach diesem. Zudem kann man Mutt erweitern um auch Verschlüsselung zu nutzen. Es lohnt also definitiv sich näher damit zu befassen.     

Excel im Terminal möglich? Für Tabellenkalkulationen gibt es das Paket sc-im auf Kommandozeilenebene. Mit diesem Programm kann man einfache Berechnungen in Form einer Tabelle durchführen. Ähnlich wie in Excel, Calc oder Planmaker, nur nicht ganz so komplex oder komfortabel. Die Bedienung erfolgt ausschließlich mittels der Tastatur. Ein apt install sc-im bringt das Tool auf den Rechner. Nachdem man das Programm gestartet hat, sollte man erstmal das Zeichen für den Doppelpunkt : eingeben. Danach tippt man help
ein und bestätigt mit Return. So gelangt man zur Hilfe und kann sich die verschiedenen Tastaturkürzel anschauen, um sich mit der Bedienung vertraut zu machen. Ich konnte ohne Probleme eine *.xlsx Datei öffnen. Die Struktur war in Ordnung, nur die angezeigten Datumswerte waren nicht als Datum formatiert. Ob das mit sc-im funktioniert, keine Ahnung. Mein Test vom Tool war nicht so umfangreich, ich habe aber eine kleine Tabelle mit Berechnung erstellen und im *.csv Format abspeichern können. Die Unterstützung für das *.xlsx Format ist scheinbar standardmäßig nicht installiert.

Gibt es deutsche Handbuchseiten zu den Terminal-Befehlen? Teilweise gibt es übersetzte Manpages. Diese installiert man über ein apt install manpages-de nach. Der Befehl man Paketname öffnet die verfügbaren Handbuchseiten zum jeweiligen Programm im Terminal.

Sonst noch was? Was ich gar nicht erwähnt habe, ist die Shell Programmierung. Diese bietet sicherlich einen guten Einstieg in die Programmierung allgemein, würde aber hier in diesem Tutorial zu weit gehen. Es reicht, wenn man weiß das es sie gibt. Näheres findet man im Netz zur Genüge. Und damit möchte ich den Grundkurs Linux Terminal bei openyourlinux.de abschließen. Ich hoffe, er war für den einen oder anderen neuen Linux-Nutzer aufschlussreich, interessant und vielleicht weckt er dessen Wissensdurst zu diesem Thema. Sollte ich, eurer Meinung nach, etwas Wichtiges vergessen haben, so schreibt in die Kommentare. Vielen Dank und eine schöne Linux-Zeit.

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